Publikation • 25.06.2014

Bürger- und Ausbildungsmedien

in Deutschland 2013/2014

Vorwort

Vielleicht erinnern Sie sich noch! Vor genau einem Jahr habe ich an dieser Stelle auf den Vortrag „Die Geltung der Bürgermedien in der Demokratie“ des Schweizer Publizistikwissenschaftlers Kurt Imhof verwiesen und mich mit seiner These auseinandergesetzt, wonach die Bürgermedien zunehmend „… eine Ausfallbürgschaft für das kommerzielle Mediensystem übernehmen.“

Imhof wertet, dass er den Bürgermedien im Zuge der zu beobachtenden Professionalisierungstendenzen publizistisch einiges zutraut. Zu diesem Zeitpunkt war nicht absehbar, dass der Bürgersender Radio LOTTE Weimar bereits einige Wochen später vor diesem Hintergrund die bundesweite Themenagenda bestimmen sollte.

Als das Oberlandesgericht München die 50 Presseplätze für den NSU-Prozess verloste,
erhielt Radio LOTTE Weimar den Zuschlag. Die Häme war groß. Niemand traute dem Bürgerradio zu, der Aufgabe adäquat gerecht zu werden. Einige Beobachter vertraten gar die Ansicht, dass die Weimarer den Platz „verkaufen“ würden. Dass die Vorurteile letztendlich nicht gerechtfertigt sind, stellt Redakteur Friedrich Burschel seither unter Beweis. Mit Beginn des NSU-Prozesses begleitet er nicht nur das Geschehen, sondern sendet auch regelmäßig direkt aus München. Die Beiträge werden von zahlreichen Bürgerradios in Deutschland, Österreich und der Schweiz übernommen und von den Bürgerfernsehsendern
für die Fernsehausstrahlung medial aufbereitet. Alle Beiträge stehen auf der Plattform www.bürgermedien-gegen-rechtsextremismus.de zum Download zur Verfügung. Mittlerweile haben zahlreiche Kollegen etablierter Medien ihr Vorurteil öffentlich revidiert.

Dieses Beispiel bestätigt exemplarisch, welchen Wert die Gesellschaft neben der freien Meinungsäußerung des Einzelnen und der Förderung von Medienkompetenz mit den Bürgersendern in den Händen hält. Im Ergebnis bedeutet dies, dass die Bürgermedien ihre gesellschaftliche Notwendigkeit als Medien der Zivilgesellschaft weiter offen kommunizieren werden.

Die Landesmedienanstalten sind sich der Relevanz bewusst und transportieren diese Botschaft. Die vorliegende Broschüre wird dazu ihren Beitrag leisten.

Jochen Fasco
Koordinator des Fachausschusses
„Bürgermedien, Medienkompetenz und Jugendschutz“
der Landesmedienanstalten

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