Medieninformation • 8/2009 vom 15.10.2009

Der heiße Herbst 1989

Schüler erforschen Friedliche Revolution



Es war eine Revolution, wie sie nicht im Buche steht - denn die Umwälzungen in der DDR im Herbst 1989 verliefen weitgehend friedlich. Die Montagsdemonstrationen in Leipzig, Dresden und Berlin waren der Anfang vom Ende der DDR. Der Protest mündete ein Jahr später in der Deutschen Einheit.
Aber was geschah damals eigentlich im Norden der DDR? In Bützow, Güstrow oder Rostock? Und wie veränderte sich zum Beispiel das „sozialistische Musterdorf“ Trinwillershagen in den vergangenen zwanzig Jahren? Welche Rolle spielten die Kirche und die Christen in den Dörfern rund um Rövershagen?

Schüler aus sieben Schulen in Rostock und Umgebung haben sich genau diesen Fragen gewidmet. Die Jugendlichen interviewten Zeitzeugen, forschten in Archiven und produzierten Fernseh-Studiosendungen, Filme, Video-Dokumentationen und Video-Portraits. Es sind spannende Zeitreisen, die das Geschichtsbewusstsein und Demokratieverständnis der Schüler geschärft haben. Unterstützt wurden die Jugendlichen dabei vom Staatlichen Schulamt Rostock, dem institut für neue medien Rostock, der BStU-Außenstelle Rostock sowie vom Rostocker Offenen Kanal (rok-tv) der Landesrundfunkzentrale Mecklenburg-Vorpommern.

Am 14. Oktober 2009 stellten die Jugendlichen ihre Arbeiten, die zusammen das große Gemeinschaftsprojekt „Was war? Was ist? Was bleibt? Die Deutsche Revolution 1989. Eine Spurensuche“ bilden, von 14.00 bis 17.00 Uhr im Gustaf-Adolf-Saal der Rostocker Petrikirche vor. Festredner waren Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider, der Leiter des NDR Ostseestudios Rostock Stefan Horn und der Pastor der Rostocker Petrikirche Henry Lohse. Sie würdigten die Auseinandersetzung der Jugendlichen mit der jüngeren lokalen Geschichte.

Das sind die sieben Projekte im Einzelnen:

1. Geschwister-Scholl-Gymnasium Bützow
Filmtitel: „Am Morgen danach - Bützow erlebte den Mauerfall?!“ (20 min), Klasse 9 und 10
Die Jugendlichen spürten den regionalen Geschehnissen der Wendejahre nach und fingen durch Zeitzeugeninterviews die Reaktionen der Bürger Bützows und der Umgebung ein. Auf diese Weise mit der Vergangenheit konfrontiert, setzten sie sich auch mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinander und zeigen das breite Spektrum der Wahrnehmung der geschichtlichen Ereignisse der Region Bützow – damals und heute.

2. Christophorusschule Rostock (CJD)
Filmtitel: „The Wall – Eastside and Westside“, Klasse 8
Eltern und Großeltern der Schüler haben den Mauerfall aus unterschiedlichen Perspektiven und in unterschiedlichen Regionen (z.T. in der DDR, z.T. in den alten Bundesländern) - je nur von jeweils einer Seite der Mauer (Ost oder West) - erlebt. Heute leben sie gemeinsam in M-V. Die Schüler sahen sich die Überreste der Berliner Mauer an, besuchten Museen (z.B. die East Side Gallery und zeitgeschichtliche Museen) und führten Zeitzeugengespräche. Sie erfuhren, wie die Mauer die Menschen geprägt und beeinflusst hat und arbeiteten ihre Erkenntnisse in Filmclips sowie in einer Fernsehstudiosendung auf.

3. Käthe-Kollwitz-Gymnasium Rostock
Film 1: „Was war? Was ist? Was bleibt? – Nur wenn man geht, entstehen Wege“ (70 min)
Film 2: „Die Staatssicherheit der DDR – der Fall ‚OV Signal’“ (100 min), Klasse 10 und 11
Die Jugendlichen interviewten für Film 1 Zeitzeugen, thematisierten Ursachen und Folgen des Herbstes 1989 und nahmen jeden Zeitzeugen mit seiner Lebensgeschichte und seiner Sichtweise – ohne Bewertung – wahr.
Für Film 2 beschäftigten sich die Schüler mit einem misslungenen Fluchtversuch. Ein Rostocker wollte mit einem selbstgebauten U-Boot über die Ostsee fliehen. Die Schüler analysierten die Stasi-Akten und bauten das U-Boot als Modell nach.

4. John-Brinckmann-Gymnasium Güstrow
Filmtitel: „Friedliche Revolution in Güstrow 1989 – Aufbegehren für Freiheit“, Klasse 11 und 12
Die Gymnasiasten rückten regional bedeutsame Akteure sowie die großen Demonstrationen und Dom-Ansprachen der ehemaligen Kreisstadt Güstrow ins Zentrum ihres Filmes. Szenen wurden nachgestellt, um brisante Situationen nacherlebbar zu machen. Historische Dokumente vermitteln Authentizität.

5. Regionale Schule „Rudolf Harbig“ Ribnitz-Damgarten
Filmtitel: „Trinwillershagen – Aufbruch in eine neue Zeit“ (20 min), Klasse 8 und 9
In diesem Film geht es um die Umgestaltung des ländlichen Raumes um Ribnitz-Damgarten. Wie veränderte sich das „sozialistische Musterdorf“ Trinwillershagen nach 1989, welche Folgen hatte dies für die Menschen? Auch die Entwicklung der Dörfer Schlemmin, Ahrenshagen und der Stadt Ribnitz-Damgarten wurde untersucht. Dabei stießen die Schüler auf viele Veränderungen, aber auch auf zahlreiche Kontinuitäten im dörflichen Leben.

6. Ostseegymnasium Rostock
Filmtitel: „Die Glut bleibt“, Klasse 11
Das Ostseegymnasium hieß zu DDR-Zeiten „2. Erweiterte Oberschule Rostock“. 1980/81 wurde dort von etwa 40 Schülern eine Rock-Oper komponiert und aufgeführt, die sich mit dem Leben in einer Diktatur auseinandersetzte. Der spannende Film von heutigen jungen Ostseegymnasiasten greift ein Beispiel aus der Schul- und Stadtteilgeschichte auf, das fast ausschließlich über die Erinnerungen damals Beteiligter (Generation der Eltern der heutigen Schülerinnen und Schüler) zu erschließen ist und thematisiert die Frage nach Beschränkungen oder Möglichkeiten für die freie, auch politische Meinungsäußerung speziell Jugendlicher in der DDR der 80er Jahre.

7. Regionale Schule und Gymnasium an der Rostocker Heide
Filmtitel: „Die Situation der Christen in der DDR“, Klasse 9 und 10
Der Film analysiert die Rolle der Kirche in der Friedlichen Revolution 1989. Im Zentrum stehen dabei die Aktivitäten der Christen in Rövershagen und den umliegenden Dörfern. Die Schüler untersuchten, inwieweit die Kirche in diesen kleinen Gemeinden Protest- und Rückzugsort war und welche Rolle sie dort überhaupt spielte.

Alle Filme werden auch in den Offenen Kanälen des Landes Mecklenburg-Vorpommern (rok-tv in Rostock und FiSCH-TV in Schwerin) sowie den Bürgersendern in Berlin, Bremen, Bremerhaven, Oldenburg, Hannover und Wolfsburg ausgestrahlt. Sendetermine von rok-tv sind am 26.10., 27.10. und 2.11. von 18.00 – 20.30 Uhr. Vom 3.11. an werden alle Sendungen auf rok-tv noch einmal wiederholt, immer dienstags um 19.00 Uhr.

Das Gemeinschaftsprojekt stellt sich außerdem auf dem Ostdeutschen Jugendgeschichtstag am 8. und 9. November 2009 im Deutschen Historischen Museum in Berlin und am 2. Dezember 2009 auf dem Jugendgeschichtstag Mecklenburg-Vorpommern im Schweriner Schloss vor.
Gefördert wurde die Geschichts-Spurensuche vom Sozialministerium MV, der Stiftung Demokratische Jugend und dem Jugendprogramm Zeitensprünge.

Weitere Informationen:
Bettina Pinske, Leiterin des Rostocker Offenen Kanals (rok-tv), Grubenstraße 47, 18055 Rostock, Tel.: 0381-49198-96/97/98, Mail: pinske@rok-tv.de oder
Dr. Ulrike Möller, Medienpädagogische Beraterin Schulamt Rostock, Tel: 0381-700078444, Mail: UMoeller@schulamt-HRO.bm.mv-regierung.de

 

 

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