Medieninformation • 42/2014 vom 05.06.2014

Jahresbericht jugendschutz.net: #ritzen #hungern #exen

Gefährliche Netztrends verbreiten sich immer schneller

KJM-Pressemitteilung 05/2014

Ritzen als Sympathiebekundung für Justin Bieber, Magersucht als Lifestyle, Trinkexzesse als Internetspiel – im Social Web können gefährliche Verhaltensweisen schnell zu viralen Selbstläufern werden und Jugendliche zu riskanter Nachahmung animieren. Die Propagierung von Selbstverletzungen, Essstörungen und Suizid findet immer häufiger im Web 2.0 statt. Jugendliche müssen dort effektiver geschützt und Betroffene besser unterstützt werden. Zu diesem Schluss kommen das rheinland-pfälzische Jugendministerium und die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) anlässlich des Jahresberichts von jugendschutz.net. Im Internetbereich unterstützt jugendschutz.net die obersten Landesjugendbehörden und die KJM bei ihren Aufgaben.

"Inzwischen sind alle Jugendlichen mit Apps und Smartphones auch außerhalb elterlicher Einflussmöglichkeiten online. Damit wächst zum einen die Verantwortung von Plattformbetreibern für den Schutz ihrer minderjährigen Nutzerinnen und Nutzer. Zum anderen setzt hier der erzieherische Jugendschutz an, der eine wichtige Rolle spielt in unserer Jugendpolitik. Konkret heißt das, dass Jugendliche lernen, Gefahren zu erkennen und sich selbst zu schützen“, konstatiert die rheinland-pfälzische Staatssekretärin Margit Gottstein.

Siegfried Schneider, Vorsitzender der KJM, weist darauf hin, dass der Jugendschutz in Deutschland bereits gut funktioniert. Handlungsbedarf gibt es vor allem im technischen Jugendmedienschutz: "Im Zeitalter des Web 2.0 brauchen wir Jugendschutzprogramme, die auch auf den interaktiven Plattformen Selbstgefährdung propagierende Inhalte wirksam ausfiltern." Da das Internet ein grenzüberschreitendes Medium ist, und der überwiegende Teil der Verstöße aus dem Ausland kommt, muss sich auch der Jugendmedienschutz internationalen Herausforderungen stellen: "Die KJM führt bereits Gespräche mit den globalen Playern mit dem Ziel, eine größere Vorsorge für den Schutz junger Internet-Nutzer einzufordern."

Im vergangenen Jahr registrierte jugendschutz.net über 8.000 Verstöße gegen den Jugendmedienschutz. Vier Fünftel dieser Fälle fanden sich auf Angeboten im Ausland. Pornografie (34 %), sexueller Missbrauch von Kindern (28 %) und extremistische Inhalte (22 %) waren 2013 die häufigsten Kategorien. Rund 70 Verstöße von deutschen Anbietern gab jugendschutz.net an die KJM ab, die dazu Aufsichtsverfahren einleitete. jugendschutz.net tritt bei Verstößen vorab an die Anbieter heran und fordert, entsprechende Inhalte freiwillig herauszunehmen. Auf diese Weise können viele Internetfälle ohne aufwändiges Verfahren geklärt werden.

jugendschutz.net stieß 2013 auch vermehrt auf Foren, in denen Selbsttötungen angekündigt wurden, und gab sie unmittelbar an die Polizei weiter, um lebensbedrohliche Situationen abzuwenden. Zudem wurde ein Leitfaden mit Tipps für die Berichterstattung entwickelt, um Nachahmungstaten zu vermeiden.

Schwere Verstöße wie Kinderpornografie, Hasspropaganda oder extreme Gewalt waren weiterhin vor allem im Ausland zu finden. In 61 % der von jugendschutz.net beanstandeten Fälle wurden diese beseitigt. Rund 180 ausländische Angebote leitete jugendschutz.net an die KJM weiter und regte die Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien an. Der KJM-Vorsitzende stellte dazu entsprechende Indizierungsanträge.

„Das Internet bietet neben großen Chancen auch viele Risiken. Umso wichtiger ist es, dass man Internet-Nutzer mit den Gefahren nicht alleine lässt. jugendschutz.net als länderübergreifende Stelle für Jugendschutz im Internet macht durch ihre Arbeit das Internet für Kinder und Jugendliche sicherer“, erklären Staatssekretärin Gottstein und der KJM-Vorsitzende, Siegfried Schneider, abschließend.

Der Jahresbericht 2013 steht zum Download bereit unter: http://jugendschutz.net/pdf/bericht2013.pdf

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