Medieninformation • 44/2019 vom 30.08.2019

Kinder und Jugendliche in Apps erheblichen Risiken ausgesetzt

Mobbing, Hass und Belästigung an der Tagesordnung | Betreiber müssen Schutzkonzepte verbessern | Jahresbericht von jugendschutz.net vorgestellt

Bedrohungen, sexuelle Belästigung, drastische Gewalt: Die Kommunikation in Apps birgt für Kinder und Jugendliche auch Gefahren. Die wenigsten Anbieter sorgen dafür, dass ihre jüngsten Userinnen und User ihre Dienste unbeschwert nutzen können. Dies zeigt der Jahresbericht 2018 von jugendschutz.net, dem gemeinsamen Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet.

„Die Nutzung beliebter Dienste wie WhatsApp, Instagram und TikTok ist für Kinder besonders riskant. Wo Fremde uneingeschränkt Kontakt aufnehmen und private Informationen einsehen können, sind Übergriffen Tür und Tor geöffnet“, sagt Stefan Glaser, Leiter von jugendschutz.net. Das schränke den positiven Nutzen der Angebote erheblich ein und gefährde die Entwicklung von Heranwachsenden. Risiken seien zwar nie komplett auszuschließen, könnten aber durch ein gutes Schutzkonzept der Betreiber erheblich reduziert werden.

Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey: „Sichere Accounts und altersgerechte Voreinstellungen sind elementar, um Risiken vorzubeugen. Hier sind vor allem die globalen Player in der Pflicht, geeignete Vorsorgemaßnahmen zu treffen und Sicherheit im Netz auch für Kinder und Jugendliche zu gewährleisten. Wir werden im Bundesjugendministerium mit einem modernen Jugendmedienschutzgesetz unseren Beitrag dazu leisten“, so Giffey. Um den jüngsten Userinnen und Usern eine unbeschwerte Teilhabe zu ermöglichen, brauche es auch Rat- und Hilfekonzepte für Kinder und Eltern.

„Kinder, Jugendliche und Eltern benötigen bei der Auswahl geeigneter Angebote verlässliche Altersangaben. Es darf nicht sein, dass erhebliche Risiken bei der Bewertung von Apps unberücksichtigt bleiben. So müssen in die Bewertung auch Gefahren wie Mobbing, Belästigung und Kaufanreize einfließen“, bemerkt die rheinland-pfälzische Jugendministerin Anne Spiegel. Auch sie appelliert an die großen Player. Diese dürften sich auch nicht dahinter verstecken, ihre Angebote seien für ältere Personen gedacht. Wer Angebote mache, die kinderaffin gestaltet sind und von denen bekannt ist, dass die meisten Kinder und Jugendliche sie regelmäßig nutzen, müsse auch für deren effektiven Schutz sorgen.

„Kinder und Jugendliche sind vor allem in Social Media unterwegs. Bestehende Schutzprogramme sind dort jedoch nahezu wirkungslos“, konstatiert Dr. Wolfgang Kreißig, der Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz. Es sei daher ein Gebot der Stunde, dass die Global Player verlässliche Alterskontrollen durchführten und ihre Algorithmen und entwickelten Techniken zur automatisierten Erkennung für den Schutz von Kindern und Jugendlichen einsetzten.

jugendschutz.net überprüfte 2018 über 80.000 Angebote auf Verstöße gegen den Jugendmedienschutz und stellte 6.575 Verstoßfälle fest. In 81 % der Fälle erreichte jugendschutz.net mit seinen Aktivitäten eine schnelle Löschung der Inhalte.

Der aktuelle Jahresbericht von jugendschutz.net steht zum Download bereit unter: http://www.jugendschutz.net/fileadmin/download/pdf/bericht2018.pdf

Hintergrund:
jugendschutz.net ist das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Die Jugendministerien haben die Stelle 1997 gegründet. Sie ist seit 2003 an die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) angebunden, um eine einheitliche Aufsicht über Rundfunk und Internet zu gewährleisten. Die Arbeit von jugendschutz.net wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und der Initiative „Gutes Aufwachsen mit Medien“ des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP).

Weitere Informationen über die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) und ihre Mitglieder finden Sie hier, Informationen zu den Medienanstalten finden Sie hier.

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