Im Auge des Shitstorms - Hass und Hetze als Instrument der politischen Auseinandersetzung
Die Aufzeichnung des Forum-Talk und Live-TV-Events bei ALEX Berlin auch im Programm der Offenen Fernsehkanäle der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern.
Hass im Netz, Mobbing und Extremismus stellen die Gesellschaft vor Herausforderungen, die angegangen werden müssen. Es gibt kaum ein Thema, welches die Medienanstalten in der Medienaufsicht und Medienbildung zuletzt so sehr beschäftigt hat. Um in den intensiven Dialog zwischen Content-Creators und Regulierern zu treten, hatten die Medienanstalten am Montag, den 30. September 2019 zum Live-TV-Event „Im Auges des Shitstorms – Hass und Hetze als Mittel der politischen Auseinandersetzung“ zum Berliner Community-Sender ALEX Berlin eingeladen.
Der Offene Kanal der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern Fernsehen in Schwerin sendet die Aufzeichnung ab dem 22. Oktober 2019, 15 Uhr in seinem Programm. Alle Wiederholungstermine können der Programmvorschau entnommen werden.
Experten aus Praxis, Forschung, Politik und Aufsicht berichten und diskutieren über ihre Erkenntnisse, Erfahrungen mit dem Hass im Netz.
Die DLM-Vorsitzende Cornelia Holsten machte in ihrem Intro deutlich, dass Hass und Hetze ein überwältigendes Ausmaß angenommen haben und eine enorme Herausforderung darstellen. Diese Herausforderung gilt es anzunehmen. „Mit den Schultern zucken und Aufgeben ist nie die richtige Alternative“, so Holsten.
Dass es sich bei Hass im Netz um einen schleichenden Angriff auf unsere Demokratie handelt, zeigte Dr. Matthias Quent vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena und nannte Ergebnisse aus seiner Studie. So zeigt die Studie, dass sich jeweils knapp 50 Prozent der Befragten aus Angst vor Hasskommentaren in sozialen Netzwerken nicht zu ihrer politischen Meinung bekennen und nicht an Diskussionen beteiligen. Dies führe zu einem verzerrten Gesellschaftsbild, in dem der Eindruck erzeugt wird, dass die Verfasser der Hasskommentare die gesellschaftliche Mehrheit darstellen.
Dr. Meike Isenberg, Referentin für Medienpolitik und -ökonomie bei der Landesanstalt für Medien NRW, sieht ihre eigenen Erfahrungen durch diese Ergebnisse bestätigt. Sie betont aber auch, dass die Landesmedienanstalt NRW gute Erfahrungen mit der Initiative „Verfolgen statt nur löschen“ gemacht hat.
Thomas Fuchs, Koordinator des Fachausschusses 2 der Landesmedienanstalten und Direktor der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH), sprach sich nachdrücklich für eine Intensivierung der Aufsicht über Intermediäre aus.
In der Diskussion zwischen den Content-Creators Inge Hannemann („altonabloggt“), Thomas Laschyk („Der Volksverpetzer“) und Jan Schipmann („DIE DA OBEN“) sowie den Medienanstaltsdirektoren sprachen die Beteiligten sich dafür aus, die Möglichkeiten zur Erstattung einer Anzeige niedrigschwelliger auszugestalten. Gegenwärtig werde darauf verzichtet, Anzeige zu erstatten, da die große Masse der Hasskommentare, verbunden mit dem Aufwand einer Anzeige, dieser im Wege stehe.
Abschließend zeigte sich Jochen Fasco, Koordinator des Fachausschusses 3 und Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt, über den intensiven Austausch beim Forum-Talk erfreut und verdeutlichte im Abschlusspanel die Bedeutung der milieu- und altersübergreifenden Medienbildungsarbeit. Auf diesem Gebiet haben sich die Medienanstalten in den letzten 20 Jahren eine hohe Reputation aufgebaut.
Das Live-TV-Event wurde von zahlreichen Bürgersendern deutschlandweit übertragen und kann weiterhin auf dem YouTube-Kanal von ALEX Berlin unter https://www.youtube.com/watch?v=rGGAxsz_QV4 abgerufen werden.
Weitere Informationen über die Medienanstalten und den aktuellen Jugendschutz- und Medienkompetenzbericht der Landesmedienanstalten „Der Ton wird härter. Hass, Mobbing und Extremismus“, der kostenfrei als PDF zum Download bereitgestellt wird, finden Sie unter den Verlinkungen im Text.