Starke lokale Medien werden gebraucht!
Lokaljournalismus-Kongress 2024 am 16. September 2024 in Berlin
Zum Lokaljournalismus-Kongress 2024 der fünf ostdeutschen Landesmedienanstalten kamen gestern 150 Interessierte aus Journalismus, Politik, Wissenschaft und Medienregulierung. Unter dem Motto „Demokratie und Journalismus“ wurde in der Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern beim Bund in Berlin über die Herausforderungen und Chancen des Lokaljournalismus in Deutschland zu diskutiert.
Die Tagung wurde von Bert Lingnau, Direktor der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern, eröffnet: „Seit einigen Jahren ist – und das sage ich auch als Historiker mit einiger Besorgnis – eine Renaissance des Populismus zu beobachten, eine neue Verführbarkeit vieler Menschen durch markige Worte. Wie mündig sind wir als Staatsbürgerinnen und Staatsbürger tatsächlich, wenn Emotionen, Meinungsmache und Unkenntnis bei manchen stärker wirken als Aufklärung, Sachlichkeit, Fakten und differenzierte Analysen?“
Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern, sagte: „Eine vielfältige Presselandschaft und eine freie und unabhängige Presse sind existentiell für unsere Demokratie. Gerade der qualitativ hochwertige Lokaljournalismus und die Bürgermedien sind wichtig – in Zeiten von Deep Fakes und Verschwörungstheorien.“
Der Staatsminister und Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland, Carsten Schneider, hob in seinem Grußwort die zentrale Rolle lokaler Medien für die Demokratie hervor und die Notwendigkeit, diese zu stärken: „Das Zurückgewinnen von Glaubwürdigkeit ist ein entscheidender Faktor, um den Zusammenhalt der Gesellschaft zu fördern. Dem Lokaljournalismus kommt hier eine sehr große Bedeutung zu.“
Verschiedene Präsentationen und Diskussionen widmeten sich innovativen Projekten und Technologien, um den Lokaljournalismus zu stärken und an die Herausforderungen der digitalen Welt anzupassen. So wurde das KI-Tool PENEMUE aus Freiburg vorgestellt, welches Medienschaffenden und Medienhäusern helfen soll, sich vor Hatespeech und toxischen Inhalten im Netz zu schützen. Mit der KI-Anwendung Newshub zeigte Studio 47 aus Duisburg, wie die Produktion von ganzen Nachrichtensendungen durch KI unterstützt werden kann. Die digitale Plattform KiVVON aus Berlin soll neue Perspektiven für den Journalismus von morgen aufzeigen und innovative Ansätze zur Verbesserung der Medienberichterstattung bieten.
Andreas Lamm vom Europäischen Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig präsentierte auf dem Kongress die neuesten Ergebnisse der Studie „Feindbild Journalist:in 8: Angst vor der Selbstzensur“.
Die Studie untersucht die Wahrnehmung von Medienschaffenden in der Gesellschaft und beleuchtet die Herausforderungen, mit denen Medienschaffende konfrontiert sind. Die Ergebnisse zeigen, dass Journalistinnen und Journalisten häufig als Teil eines „Feindbildes“ wahrgenommen werden, was sich negativ auf ihre Arbeit und die öffentliche Wahrnehmung des Journalismus auswirke, so Lamm: „Sachsen und Berlin sind dabei die Hotsports von Übergriffen auf Medienschaffende. Demonstrationen sind hier derzeit der gefährlichste Arbeitsplatz mit vielen Übergriffen auf Journalisten, die häufig nicht genügend geschützt werden.“
Für Lamm besteht eine große Notwendigkeit, das Vertrauen in die Medien zu stärken und die Medienkompetenz in der Bevölkerung zu fördern, um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass der Schutz von Medienschaffenden hohe Priorität hat und eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist.