Medieninformation • 18/2005 vom 17.08.2005

Die norddeutschen Landesmedienanstalten wollen den Weg ebnen für "Handy-TV" (DVB-H)

Die Landesmedienanstalten der fünf norddeutschen Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein wollen den Weg für mobiles Fernsehen auf dem Handy ebnen.

Der von den Landesmedienanstalten gemeinsam gebildete Projektrat DVB-H Norddeutschland hat in seiner gestrigen Sitzung am 15. August 2005 in Hamburg mit einem Positionspapier die Absicht erklärt, für die Einführung von „Handy-TV" die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen und die Erprobung neuer Techniken und ihrer wirtschaftlichen Nutzanwendung voranzutreiben. Dem Projektrat gehören die Landesmedienanstalten Bremische Landesmedienanstalt (brema), Hamburgische Anstalt für neue Medien (HAM), Landesrundfunkzentrale Mecklenburg-Vorpommern (LRZ), Niedersächsische Landesmedienanstaft (NLM) und Unabhängige Landesanstalt für Rundfunk und neue Medien (ULR) an.

Mit ihrer Initiative wollen die norddeutschen Landesmedienanstalten allen an „Handy-TV" interessierten Akteuren und Partnern eine zügige Markteinführung ermöglichen. Eine Erprobungsphase könnte in Norddeutschland bereits im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft 2006 beginnen.

„Das neue Übertragungssystem DVB-H bietet für „Handy-TV" attraktive Möglichkeiten. Nationale und lokale Rundfunkveranstalter, Mobilfunkunternehmen, Netzbetreiber und Geräteindustrie sind eingeladen, in Norddeutschland Geschäftsmodelle zu erproben und das attraktive Potenzial der neuartigen Verbindung von TV, Radio und Mobilfunk zu nutzen. Die schrittweise Realisierung einer deutschlandweiten Bedeckung für DVB-H ist möglich", so HAM-Direktor Dr. Lothar Jene, Vorsitzender des Projektrats DVB-H Norddeutschland.

Mit einem gemeinsamen Projektmanagement wollen die norddeutschen Landesmedienanstalten allen interessierten Unternehmen eine erfolgreiche Kooperation zur Einführung von „Handy-TV" ermöglichen.

Das norddeutsche Positionspapier hat folgenden Wortlaut:

Positionspapier der norddeutschen Landesmedienanstalten zu „Handy-TV" (DVB-H)

Die norddeutschen Landesmedienanstalten Bremische Landesmedienanstalt (brema), Hamburgische Anstalt für neue Medien (HAM), Landesrundfunkzentrale Mecklenburg-Vorpommern (LRZ), Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) und Unabhängige Landesanstalt für Rundfunk und neue Medien (ULR)

wollen die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass ab 2007 TV-Programme und weitere Angebote mit der neuen DVB-H-Übertragungstechnik im Regelbetrieb in ganz Norddeutschland von Mobilfunkgeräten und kleinen mobilen TV-Geräten, so genannten Handhelds, empfangen werden können. Dazu wird angestrebt, im zeitlichen Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland in eine Erprobungsphase einzutreten, die eine Demonstration von Attraktivität und Leistungsfähigkeit des neuen Übertragungssystems DVB-H als „Handy-TV" für die Öffentlichkeit ermöglicht.

Mit DMB steht eine weitere neue Übertragungstechnik zur Ausstrahlung von Fernsehen für den mobilen Empfang mit Handhelds bereit, mit der die zur Verfügung stehenden DAB-Frequenzen genutzt werden könnten. Da DMB eine geringere Bandbreite als DVB-H hat, lassen sich mit DMB allerdings weniger Programme und systembedingt keine IP-basierten Inhalte verbreiten.

Ein attraktives Handy-TV-Angebot sollte gleichermaßen private und öffentlich-rechtliche Fernsehprogramme enthalten sowie über spezielle neue Inhalte und Dienste mit internetfähigen Formaten für Multimediahandys verfügen. Die dafür erforderlichen Empfangsgeräte werden nach vorliegenden Informationen in absehbarer Zeit auf den Markt kommen.

Angesichts des Trends zur individuellen und mobilen Kommunikation birgt Handy-TV im Anschluss an die erfolgreiche Einführung des digitalen Antennenfernsehens DVB-T ein zukunftsorientiertes wirtschaftliches Potential und neue Chancen für Rundfunkveranstalter, Mobilfunkunternehmen, Mediendiensteanbieter, Rundfunknetzbetreiber, Gerätehersteller und Plattformbetreiber. Um die jedenfalls bei DVB-H denkbar vielen verschiedenen Inhalte und Dienste dem neuen Medium entsprechend aggregieren zu können, müssen sie sich aber in einem neuen organisatorischen Rahmen zusammenfinden, für den es noch kein erprobtes Modell gibt.

Die norddeutschen Landesmedienanstalten wollen für diese Entwicklung die notwendigen Voraussetzungen schaffen und die Erprobung neuer Techniken und ihrer wirtschaftlichen Nutzungsanwendungen vorantreiben. Sie sehen sich dazu vor allem in der Rolle eines Koordinators und Moderators. Deshalb wollen sie während der Planungs- und Einführungsphase durch ein gemeinsames Projektmanagement allen an Handy-TV interessierten Akteuren und Projektpartnern die zielorientierte Abstimmung und Kooperation erleichtern.

Um diese Ziele zu erreichen, werden die norddeutschen Landesmedienanstalten darauf drängen, dass notwendige DVB-H Kapazitäten in Hamburg, Hannover/Braunschweig, Bremen, Kiel/Lübeck und Rostock baldmöglich zur Verfügung stehen. Die norddeutschen Landesmedienanstalten sind der Auffassung, dass eine deutschlandweite Bedeckung für DVB-H realisiert werden kann. Es gilt, zügig für Norddeutschland und andere Regionen Sendernetzstrukturen zu entwickeln, die als Modelle für ein kostengünstiges deutschlandweites Netz dienen können.

DVB-H ist eine Weiterentwicklung des DVB-T-Standards, um Video-, Audio- und internetbasierte Multimedia-lnhalte speziell auf mobile, batteriebetriebene Endgeräte (Handys, PDAs, Laptops) mit einem vergleichsweise kleinen Bildschirm zu transportieren. DVB-H ist ein ETSI-Standard und soll noch 2005 um einen ETSI-Standard zu IP-Datacast erweitert werden, damit eine Interoperabilität zwischen allen Inhalten und Endgeräten gewährleistet ist. Im Vergleich zu DVB-T sind die technischen Parameter bei DVB-H so verändert, dass der Mobilempfang optimiert und Stromspareffekte am Empfänger realisiert werden. DVB-H nutzt DVB-T-Frequenzkapazitäten. Die Anpassung des Übertragungssystems führt dazu, dass bei DVB-H eine Nettodatenrate von ca. 9 Mbit/s pro Multiplex zur Verfügung steht.

DMB ist eine Weiterentwicklung des DAB-Standards, um Video-, Audio- und Multimedia-Inhalte speziell auf mobile Endgeräte (Handys, PDAs, Laptops) mit einem vergleichsweise kleinen Bildschirm zu transportieren. DMB ist ein ETSI-Standard, IP-Datacast ist derzeit nicht vorgesehen. Das DMB-Übertragungssystem nutzt DAB Frequenzkapazitäten und verfügt mit 0,9 bis 1 Mbit/s pro Multiplex über eine deutlich geringere Nettodatenrate als DVB-H.

 

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