Medieninformation • 23/2005 vom 07.10.2005

Analyse "Hörfunk 2005 in Mecklenburg-Vorpommern"

Es wird wieder mehr gesprochen in Mecklenburg-Vorpommerns privaten Radioprogrammen. Allerdings hat nicht der Informationsanteil zugenommen. Nachrichten und journalistische Beiträge sind bei ANTENNE MECKLENBURG- VORPOMMERN und bei Ostseewelle HIT-RADIO Mecklenburg-Vorpommern zurückgegangen – zugunsten von unterhaltender Moderation und Comedy.

Aber obwohl es weniger Journalismus gibt, ist das Informationsprogramm der Privaten vielfältiger geworden. Die Beiträge haben an Hintergründigkeit und Berichterstattungstiefe gewonnen – insbesondere bei ANTENNE. Das zeigt die Studie „Hörfunk 2005 in Mecklenburg-Vorpommern“, die die Landesrundfunkzentrale Mecklenburg-Vorpommern (LRZ) am 7.10.2005 in Schwerin vorgestellt hat.

ANTENNE hat seinen Vielfaltsvorsprung vor Ostseewelle HIT-RADIO seit der Vorgängerstudie 2002 weiter ausgebaut – allerdings ohne dem öffentlich-rechtlichen NDR 1 Radio MV Konkurrenz machen zu können.

Das öffentlich-rechtliche Landesprogramm NDR 1 Radio MV war in diesem Jahr zum ersten Mal Teil der Programmanalyse. Bei der Musikfarbe geht der Sender andere Wege als die Privaten: Mit Musik der 60er und 70er Jahre sowie Schlagern richtet er sich eher an ein älteres Publikum als die beiden Privatsender. Darüber hinaus setzt er sich mit mehr journalistischer Information von den anderen beiden Sendern ab. Letzteres Ergebnis bestätigt auch die Studie „Nachrichtenprofile in norddeutschen Radioprogrammen“, die im Auftrag der fünf norddeutschen Landesmedienanstalten in der vergangenen Woche in Hamburg vorgestellt wurde (Studie von Helmut Volpers, Detlef Schnier und Christian Salwiczek "Nachrichten im Hörfunk").

Neben dem Programm hat sich die Studie erstmals auch mit Strukturen der Radiolandschaft und Hörerpotenzialen im Nordosten beschäftigt. „Die Ergebnisse zeigen: Das Radio in Mecklenburg-Vorpommern ist noch nicht am Ende seiner Möglichkeiten angekommen. Es kann seine Vielfalt weiterentwickeln“, sagte LRZ-Direktor Dr. Uwe Hornauer bei der Präsentation der Hörfunkstudie in Schwerin.

Am Größten scheint aus Sicht von Programmmachern im Land das Potenzial für einen kommerziellen Jugendsender. Es überwiegt allerdings die Skepsis vor einer schwer kalkulierbaren Zielgruppe, deren Anteil an der Bevölkerung des Landes jährlich sinkt. Es sei fraglich, ob ein solcher Sender profitabel betrieben werden könnte. Auch spezielle Angebote für Senioren oder Urlauber halten die Programmmacher für wirtschaftlich riskant.

„Um diese Zielgruppen zu erreichen und die publizistische Vielfalt im Land zu erweitern, könnten nicht-kommerzielle Anbieter eine echte Alternative sein“, so die Autoren der Studie vom media consulting team Dortmund (mct). Das hätten wissenschaftliche Studien gezeigt.

Das mct hat die Analyse im Auftrag der LRZ durchgeführt. Es ist ein unabhängiges Medienforschungsinstitut, das seit Jahren im Auftrag von Landesmedienanstalten private Radioprogramme untersucht.

In der Programmanalyse 2005 wurde das Tagesprogramm von ANTENNE MECKLENBURG-VORPOMMERN, Ostseewelle HIT-RADIO Mecklenburg-Vorpommern und NDR 1 Radio MV untersucht. Die Stichprobe bestand aus halben Sendetagen einer künstlichen Woche im Frühjahr 2005. Alle Programmdaten, die Hinweise auf die publizistische Leistung der Sender geben, wurden in einem Vielfaltsindex verdichtet. Er misst beispielsweise, wie häufig über politische Themen berichtet wird und wie stark der Bezug der Berichterstattung zu Mecklenburg-Vorpommern ist. Damit können die Sender direkt miteinander verglichen werden.

Die Analyse von Strukturen in anderen Bundesländern und der Vielfaltspotenziale in Mecklenburg-Vorpommern stützt sich auf aktuelle Forschungsliteratur und bevölkerungsstatistische Daten sowie auf Interviews mit Programmverantwortlichen von Sendern in Mecklenburg-Vorpommern und Experten der Landesmedienanstalten in Niedersachsen und Baden-Württemberg.

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