Außerschulische Projekte - 2010
2. Platz: Lebensläufe
Adolf-Diesterweg-Schule Stralsund
Ort: Stralsund
Projektart: Video-Projekt
Warum wird ein junger Mensch kriminell und begeht Straftaten? Dieser Frage gehen Schüler der Stralsunder Adolph-Diesterweg-Schule nach. Sie besuchen junge Erwachsene im Strafvollzug, fragen nach und sind gezwungen, sich mit den Antworten auseinander zu setzen. In Zusammenarbeit mit dem Verein zur Förderung der Kriminalitätsprävention entstand so der Film "Lebensläufe".
aus der Laudatio von Herrn Horn:
Arbeit mit Medien, Arbeit in den Medien ist ein hervorragender Weg an die Öffentlichkeit. Das macht bei den Macherinnen und Machern auch Erfahrungen mit der eigenen Eitelkeit. Das ist ja schon was – ah, das war ein Beitrag von Ihnen… das geht schon ganz gut runter. Mit zunehmender Routine wächst der Spaß, dem Publikum zu zeigen, was man kann, wächst die aufregende Erkenntnis, ich bin hier der Master of Puppet, derjenige, der sagt, wie die Geschichte geht, weil ich sie erzähle – und ihr sie mir einfach glauben müsst. Weil ICH gerade erzähle. Und es wächst die Verantwortung.
Für das Publikum, für seine Darsteller, für das Projekt und Mitstreiter. Ein guter Geschichtenerzähler führt seine Figuren, er folgt ihnen auch zuweilen nur. Und solange wir s nicht mit Spielfilmen zu tun haben, geht es vor allem um eins – Um Aufrichtigkeit.
Die Macherinnen und Macher der „Lebensläufe“ haben vielen Versuchungen widerstanden. Die Strafgefangenen, die sie in der JVA besucht haben, erzählen ihre Lebensläufe, so wie sie sie sehen. Das ist nicht immer so, wie andere sie sehen. Aber niemand muss hier diskutieren, klein beigeben oder am Ende Recht behalten. Auch wer sich schuldig gemacht hat, darf Würde haben, auch wer Recht sprechen muss, darf Fragen haben, auf die er keine Antworten findet und auch wer das Gesetzt schützen muss, darf zuweilen zweifeln. Natürlich sind Botschaften, die aus knackigen Antworten bestehen, die einfacheren. Und oft klappt das ja auch. Weil dieser Film aber darauf verzichtet, die Hauptfiguren bloßzustellen, mit ihren ja manchmal auch unscharfen Bilder von sich selbst, indem er uns die Erkenntnis zumutet, dass es für einen gescheiterten Lebenslauf oft keine allgemeingültige Erklärung gibt, deswegen fehlt hier die Botschaft. Die setzt sich langsam in jedem Betrachter selbst zusammen. Vermutlich bei jedem ein bisschen anders. Und das ist die bemerkenswerte Leistung des Films „Lebensläufe“ – Herzlichen Glückwunsch an die Schülerinnen und Schüler der Adolf-Diesterweg-Schule in Stralsund und die Medienwerkstatt Identity Films!