JIM-Studie 2024 veröffentlicht
Knapp zwei Drittel der Jugendlichen haben Erfahrung mit KI gemacht – 61 Prozent sind Fake News im Netz ausgesetzt
KI-Anwendungen sind bei vielen Jugendlichen im Alltag angekommen. Insbesondere Chat GPT gewinnt weiter an Bedeutung: Während im vergangenen Jahr 38 Prozent der Jugendlichen diese Anwendung nutzten, sind es mittlerweile 57 Prozent. Außerdem sind Jugendliche immer häufiger mit problematischen Inhalten im Netz konfrontiert. Dies sind Ergebnisse der neuen Studie JIM (Jugend, Internet, Medien) 2024 vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs). Die Studie wird gemeinsam von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt.
Neben Chat GPT spielen auch KI-Angebote von Snapchat, Google KI und DALL-E eine Rolle. Insgesamt geben knapp zwei Drittel der Jugendlichen an, KI-Technologien zu verwenden. Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), macht deutlich: „Angesichts der wachsenden Relevanz generativer KI ist es unabdingbar, Bildungsangebote im Bereich Medienkom-petenz gezielt um den Aspekt KI zu erweitern und junge Menschen umfassend auf den Umgang mit diesen Technologien vorzubereiten.“ Unter den Jugendlichen, die KI nutzen, ist der schulische Einsatz das häufigste Motiv: Zwei Drittel greifen für Hausaufgaben und Schulthemen auf KI zurück. Darüber hinaus verwenden 52 Prozent KI zur Unterhaltung. 43 Prozent nutzen sie, um Informationen zu recher-chieren.
61 Prozent der Jugendlichen mit Fake News konfrontiert
Die Studie dokumentiert eine Zunahme des Kontakts von 12- bis 19-Jährigen mit problematischen Inhalten im Internet: Inzwischen geben 61 Prozent der Jugendlichen an, im letzten Monat mit Fake News konfrontiert worden zu sein. In den letzten Jahren ist dieser Anteil kontinuierlich gestiegen, 2021 lag er noch bei 42 Prozent. Beleidigende Kommentare (57 %, 2023: 51 %) sowie extreme politische Ansichten (54 %, 2023: 42 %) werden von Jugendlichen ebenfalls häufiger wahrgenommen als im Vorjahr. Fast jede/jeder dritte Jugendliche gibt an, schon einmal im Internet sexuell belästigt worden zu sein. Diese Vorfälle ereignen sich überwiegend auf Social-Media-Plattformen – am häufigsten auf Instagram. Dr. Marc Jan Eumann, Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, betont: „Deep Fakes, Verschwörungserzählungen und Extremismus haben auf den Smartphones von Jugendlichen nichts zu suchen. Die Zahlen verdeutlichen: Große Plattformen werden ihrer Verantwortung nicht gerecht. Viel zu oft sind dort jugendgefährdende und demokratiefeindliche Inhalte zu sehen. Unsere EU-Initiative klicksafe setzt beim Safer Internet Day 2025 eine klare Botschaft: ‚Keine Likes für Lügen!‘“
Soziale Medien sind wichtige Quelle für Nachrichten
Soziale Medien sind für die meisten Jugendlichen ein täglicher Begleiter. WhatsApp wird dabei von so gut wie allen Jugendlichen verwendet. Apps wie Instagram, TikTok und Snapchat werden von über der Hälfte regelmäßig genutzt, oft sogar mehrfach am Tag. Die verschiedenen Plattformen erfüllen dabei unterschiedliche Bedürfnisse. Die Nutzung von TikTok etwa wird vor allem als Möglichkeit gesehen, abzuschalten, Trends zu entdecken und Inspiration zu finden. Bei WhatsApp steht dagegen klar die Kommunikation mit Freundinnen und Freunden im Vordergrund und die Möglichkeit, andere am eigenen Leben teilhaben zu lassen. Soziale Medien sind, neben Gesprächen im persönlichen Umfeld und Nachrichten im Radio oder Fernsehen, auch eine wichtige Quelle für Informationen zum Weltgeschehen. Jeweils rund ein Drittel der Jugendlichen nutzt Instagram, YouTube und TikTok, um sich über aktuelle Ereignisse zu informieren. Prof. Dr. Kai Gniffke, Intendant des SWR und Vorsitzender der ARD, unterstreicht: „Gerade Jugendliche brauchen ein Bewusstsein dafür, wer hinter einer Nachricht steht, der sie auf den Plattformen begegnen. Es ist entscheidend, zu erkennen, ob eine Information verlässlich ist und mit welcher Absicht sie verbreitet wird. Nur so können wir junge Menschen befähigen, in einer von Fake News und Informationsflut geprägten Welt sicher und souverän zu agieren.“
Generell haben 83 Prozent der Jugendlichen Interesse an Nachrichten – sowohl am Weltgeschehen als auch an Ereignissen in der eigenen Region. Gleichzeitig geben rund zwei Fünftel an, dass die Vielzahl negativer Meldungen sie belastet. Damit einhergehend zeigt sich bei einem Großteil der Jugendlichen das Phänomen der „News Avoidance“, also das bewusste Vermeiden von Nachrichten: Acht Prozent versuchen „oft“, Nachrichten aus dem Weg zu gehen, 23 Prozent „manchmal“ und weitere 32 Prozent „zumindest gelegentlich“.
Das wichtigste Mediengerät der Jugendlichen ist nach wie vor das Smartphone, dessen intensiver Gebrauch von ihnen auch kritisch hinterfragt wird. Zwei Drittel der Jugendlichen geben an, dass sie oft mehr Zeit am Handy verbringen, als ursprünglich geplant. Zwei Fünftel berichten von Ablenkungen beim Hausaufgabenmachen. Zugleich genießen es 59 Prozent, Zeit ohne Handy und Internet zu verbringen.
Die Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) - einer Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und des Südwestrundfunks (SWR) - seit 1998 jährlich durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. Hierzu wurden 1.200 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren im Zeitraum vom 5. Juni bis 14. Juli 2024 mittels telefonischer Interviews (CATI, 50 %) und Online-Fragebögen (CAWI, 50 %) befragt. Alle Ausgaben der JIM-Studie seit 1998 sind als PDF auf der neu gestalteten Website www.mpfs.de abrufbar.
Quelle: Pressemitteilung des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest vom 29.11.2024